herdenschutzhunde

Der aus der Türkei stammende Kangal ist häufig in deutschen Tierheimen vertreten.

Herdenschutzhunde sind zwar keine FCI-Gruppe, trotzdem haben alle Hunde dieser Art einige Gemeinsamkeiten. Zu den Herdenschutzhunden zählen große, kräftige Hunde, die zum Schutz und zur Verteidigung von Herden und den dazugehörigen Menschen dienen. Bekannte Vertreter dieser Rasse sind z.B. der Kangal oder der russische Owtscharka.

Ursprünglicher Zweck

Ursprünglich wurden Herdenschützer zum Schutz von Herden gegen wilde Tiere bzw. Feinde gebraucht. Dazu wurde auf eine hohe Selbstständigkeit und Durchsetzungsfähigkeit Wert gelegt. Während Wachhunde im Idealfall nur Anschlagen, falls sie etwas Ungewöhnliches entdecken, ist der Herdenschutzhund dazu da, direkt nach vorne auf den Feind zu gehen. Legenden zufolge waren Herdenschutzhunde sogar in der Lage, Bären und Wölfe abzuwehren. Doch was passiert, wenn so ein Hund in eine Familie kommt? Worauf ist zu achten?

Charakteristika der Herdenschutzhunde

Herdenschutzhunde zeichnen sich aus durch eine hohe Selbstständigkeit. Was zunächst einmal nicht schlecht klingt, kann aber sehr bald sehr problematisch werden. Sobald ein herdenschutzhund es für nötig befindet, trifft er selbstständige Entscheidungen. Im eher harmlosen Fall kann das dazu führen, dass der Hund alle Menschen eintreten, jedoch nur noch unter Protest wieder rausgehen lässt. Im schlimmeren Fall kann sehr problematisches Verhalten auftreten. Falls der Hund statt wie in der Natur seine Herde seine Menschen verteidigen will, kann es besonders wegen seiner oftmals stattlichen Größe schnell zu ernsthaften Verletzungen kommen. Immerhin sind Herdenschutzhunde auch in der Lage, im Alleingang einen Wolf zu erlegen.
Enger Kontakt zum Menschen ist daher für viele Rassen unter den Herdenschutzhunden sehr wichtig. Nur dieser kann dazu führen, dass der Hund – wenn er dem Menschen vertraut – seine Handeln nach dem Menschen richtet, statt selbst zu entscheiden.

Herdenschutzhunde im Tierheim

Bei einem Besuch ins Tierheim fällt es direkt auf: Ein Großteil der dortigen Hunde sind Herdenschutzhunde oder Herdenschutzhund-Mixe. Einerseits mag das sicherlich an den speziellen Charakterzügen des Herdenschutzhundes liegen. Andererseits liegt eine Teilschuld sicher auch bei den Tierheimen. Oft werden Herdenschutzhunde als „Mix“ verkauft. So weiß der Abnehmer nicht, auf was er sich einlässt.

Und wenn ein Herdenschutzhund dann ein- oder zweimal ohne Erfolg vermittelt wurde, verliert er das Vertrauen in die Menschen. So wird die Vermittlung immer schwerer und es entsteht ein Teufelskreis.

Herdenschutzhund aus Versehen

Herdenschutzhunde

Der kaukasische Owtscharka ist eine imposante Erscheinung.

Aber nicht nur in deutschen Tierheimen, auch im Auslandsschutz ist die Anzahl an Herdenschutzhunden sehr groß. Momentan geht der Trend in Richtung Tierschutzhund. Wer einen Hund haben will, holt sich immer öfter einen aus dem Ausland geretteteten. Dabei kann es jedoch sehr schnell zu Überraschungen kommen.

Gerade in osteuropäischen Ländern wie Romänien leben viele Hunde auf der Straße. Darunter auch viele Herdenschutzhunde. So sind die aus dem Ausland vermittelten Hunde häufig Mixe mit Herdenschutz-Anteil. Auch, wenn man bei den Mixen immer Glück haben kann: Wer unerwartet an einen Herdenschutzhund (-Mix) gerät, der findet sich oft beim Hundetrainer wieder.

Herdenschutzhunde richtig auslasten

Neben der für die Größe des Hundes angemessenen Zeit, die mit Spazierengehen verbracht werden sollte, gibt es vielfältige Möglichkeiten, einen Herdenschutzhund zu beschäftigen. Besonders gut für das gegenseitige Vertrauen sind bindungsfördernde Aktivitäten, in denen Mensch und Hund zusammenarbeiten. Das dabei erlangte Vertrauen kommt auch dem Verhalten des Hundes zugute.
Da viele Herdenschutzhunde – je nach Alter – sehr schnell erregt werden, bietet sich an, eher ruhige Übungen zu machen. Kognitive Arbeit sollte im Fokus stehen, nicht nur rein körperliche Auslastung. Dabei bietet sich zum Beispiel einfache Übungen zum Grundgehorsam an oder das Suchen von Leckerchen. Der Einsatz von für den Hund aufregenden Sachen sollte vermieden werden.

Die richtige Umgebung

Vom Charakter des Herdenschutzhundes lässt sich ableiten, dass für ihn eine eher ruhige Umgebung sehr gut ist. Die richtige Umgebung ist eine Hilfe im Handling des Hundes. Das Paradies für Herdenschutzhunde ist ein großes eingezäuntes Grundstück ohne Nachbarn. In einer engen Wohnung halten es diese Hunde kaum aus und werden schnell zum Problemfall.

Checkliste: Ist ein Herdenschutzhund etwas für mich?

  • Eine große Wohnung mit eingezäuntem Garten ist vorhanden.
  • Eine starke Verbindung zu meinem Hund aufzubauen ist etwas, was ich mir wünsche.
  • Ich kann mich gegenüber einem Hund durchsetzen.

Literatur

Führend unter den Hundetrainern ist Mirjam Cordt als Herdenschutzhund-Spezialistin. Sie ist bekannt für ihre Bemühungen, die richtige Haltung von Herdenschutzhunden zu ermöglichen und integriert auch schwierige Fälle in Rudel-Verbände.

Hier findest Du ihre hilfreichen und interessanten Bücher zum Thema Herdenschutzhunde: