Die Kuh macht „Muh“. Die Katze macht „Miau“. Der Hund macht „Wau“. Und der Wolf? Der macht das nicht! Woher kommt die Eigenart des Hundes, zu Bellen? Bellen alle Hunde gleich? Diese und andere Fragen klären wir in folgendem Artikel.

warum-bellen-hunde

Hypothesen zum Bellen

Während der Wolf nur in sehr ernsten Situationen wie Kämpfen oder als Warnung gegenüber Jungtieren bellt, bellen die meisten Hunde täglich. Je nach Rasse und Charakter bellen Hunde unterschiedlich häufig. Manche Hundebesitzer berichten von Hunden, die nur im Einzelfall, zum Beispiel bei einem großen Schreck, bellen. Manche Hunde jedoch bellen quasi pausenlos. Alles in Allem aber bellen Hunde sehr viel häufiger als Wölfe. Es gibt verschiedene Theorien, die beschreiben, wie sich dieses Verhalten bei der Entwicklung vom Wolf zum Hund ergeben hat. Während früher besonders amerikanische Wissenschaftler das Bellen des Hundes als „aufmerksamkeitsheischend“ und „nicht funktionell“ beschrieben haben, entwickelte die deutsche Wissenschaftlerin Dr. Feddersen-Petersen ihre eigene Hypothese. Ihre Meinung ist, dass Hunde bellen, um zu kommunizieren. Diese Ansicht ist mittlerweile akzeptiert. Die Versuche, die Frau Feddersen-Petersen zu diesem Thema durchgeführt hat, sind auch heute noch aktuell und eröffnen ein tieferes Verständnis für den Haushund.

Die unterschiedlichen Arten zu Bellen

Um zu untersuchen, ob Hunde in verschiedenen Situationen unterschiedlich bellen, ob also das Bellen situationsabhängig anders klingt, wurde von Frau Dr. Feddersen-Petersen folgender Versuch durchgeführt. Welpen unterschiedlicher Rassen wurden für die ersten 12 Lebenswochen begleitet und gefilmt. Das Filmmaterial wurde untersucht auf das Verhalten der Hunde, von sich gegebene Laute und die generelle Haltung der Hunde.

Dabei wurden durch ausgiebige Analyse verschiedene Klassen von Lauten ausgemacht. Unter den Belllauten wurden je nach Hunderasse verschiedene Anzahlen an Variationen gefunden. Für Grosspudel wurden folgende unterschiedliche Bellaute gefunden:

  • Infantilbellen
  • tonales Spielbellen
  • „Tannenbaumbellen“
  • Spielaufforderungsbellen
  • atonales Spielbellen
  • Drohbellen

Infantiles Bellen

Das Infantil-Bellen wird von Pudeln bis zum Alter von 17 Tagen gezeigt. Es ist ein helles, tonales, also wohlklingendes Bellen. Es wird z.B. als Rufen der anderen Hunde und generell als Ausdruck von Unbehagen gezeigt.

Spielbellen

Spielbellen gibt es sowohl in der wohlklingened (tonalen), als auch in der disharmonischen (atonalen) Variante. Es wird bei Pudeln ab dem 18. Lebenstag waehrend des Spielens gezeigt. Dabei werden die beiden Arten, zu Bellen auch oft vermischt. Generell gilt jedoch: tonales Bellen wird in entspannten spielerischen Sozialsituationen gezeigt. Atonales Bellen wird eher beim Raufen geäußert.

Junge Wölfe bellen im Vergleich dazu beim Spielen nicht. Dementsprechend verwunderlich und aussergewöhnlich ist es deshalb nach Frau Feddersen-Petersen, dass junge Hunde gleich mehrere verschiedene Arten zu Bellen im Spiel zeigen.

Tannenbaumbellen

Unter dem Tannenbaumbellen versteht man keinesfalls das Anbellen des Christbaums an Weihnachten. Nein, das Tannenbaumbellen hat seinen Namen von der Form, die bei einer Analyse der Tonabfolgen erhalten wird: Ein tannenbaumähnliches Bild. Seine Funktion ist ambivalent. So wird es beispielsweise beim Verbellen unbekannter Gegenstaende, gleichzeitig aber auch bei Bellspielen gezeigt.

Spielaufforderungsbellen

Wie der Name schon andeutet, wird dieses Bellen als Aufforderung zum Spiel genutzt. Gleichzeitig demonstriert der Welpe haeufig miot seiner Koerperhaltung seinen Willen, zu spielen, wie etwa durch die Tiefstellung des Vorderkörpers.

Drohbellen

Beim Drohbellen handelt es sich um einen relativ tiefen Belllaut. Er wird geäußert beim Verteidigen des Territoriums oder beim Imponieren. Dabei wird der Laut häufig und schnell aufeinander wiederholt.

Kommunikation über das Bellen

Die beobachteten Hunde zeigten verschiedene Arten des Bellens in verschiedenen Kontexten. Um zu beweisen, dass die unterschiedlichen Belllaute tatsächlich zur Kommunikation genutzt werden, wurde beobachtet, ob Sozialpartner angebellt werden. Zugleich wurden deren Reaktionen auf das Anbellen festgehalten. Dadurch konnte Frau Dr. Feddersen-Petersen den kommunikativen Wert des Bellens bei Hunden beweisen.

Bellen Wölfe auch?

Auch Wölfe bellen. Allerdings im Gegensatz zu Hunden nur in zwei Situationen: Als Warnung oder im agonistischen Kontext. So fein wie die Hunde, kommunizieren die Wölfe jedoch nicht mit dem Äußern von Belllauten. Zwei mögliche Gründe für die Entwicklung der Kommunikation durch Bellen bei Hunden werden von Frau Feddersen-Petersen aufgegriffen. Zum Einen hat sich der Hund zusammen mit dem Menschen entwickelt und hat sich so and die Kommunikation des Menschen angepasst. Wir Menschen kommunizieren durch unsere Gestik und Mimik, aber vor allem durch Sprache. Wir sind gar nicht in der Lage, all die feinen Gestiken des Wolfes oder Hundes wahrzunehmen. Also kommuniziert der Hund auch über Bellen mit uns. Zum Anderen haben Hunde an sich eine eingeschränkte Mimik und Gestik im Vergleich zum Wolf. Die Gesichtszüge haben sich teilweise durch die Zucht verändert, die Körperhaltung auch. So kann auch davon ausgegangen werden, dass der Hund seinen Mangel an Körpersprache und Mimik durch das Bellen wieder wettmacht.

Du findest diesen Artikel interessant? Dann empfehlen wir Dir das Buch „Hundepsychologie“ von Dr. Urd Feddersen-Petersen:

Hier findest du noch weitere Infos zum Thema Bellen: