Mag er auch derzeit noch etwas unstrukturiert und uneinheitlich organisiert sein: Der neue Sachkundenachweis für Hundetrainer im Rahmen der Änderung von § 11 Tierschutzgesetz ist alles in allem ein guter Anfang. Denn wie wir alle wissen gibt es schlicht zu viele selbsternannte Trainer, die mit falschen Vorstellungen an die Sache herangehen oder sich zwar ausreichend ausgebildet fühlen, es aber nicht sind. Sie schaden sowohl sich selbst, als auch dem Kunden und nicht zuletzt dem gesamten Berufszweig der Hundetrainer.

Hundetrainer-Typen

Studie Hundetrainer-Typen

Zum Thema Einstellung, Orientierung und Verhaltensweisen von Hundetrainern gibt es eine höchst interessante Studie, die bereits 2011 an der Universität Bonn durchgeführt wurde und die wir Ihnen im Folgenden näher vorstellen möchten. Denn deren Fazit bestärkt die Wichtigkeit des Sachkundenchweises:
„Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich: Hundetrainer ist nicht gleich Hundetrainer: Aufgrund der vielen Unterschiede im Ausbildungshintergrund und den Einstellungen sowie Verhaltensweisen von Hundetrainern wird eine Forderung nach klaren Ausbildungsrichtlinien und der Vorgabe bestimmter Ausbildungsvoraussetzungen zur Berufszulassung unerlässlich, um einen gewissen Standard für die die Beratung aufsuchenden Hundehalter zu garantieren. Wichtig wäre darüber hinaus, dass sich Anspruch und Wirklichkeit im Hundetraining sehr viel stärker annähern. Dazu müsste sich einerseits die Qualität des Angebots verbessern, andererseits sollten Hundetrainer auch ihre eigenen Ansprüche und die Darstellung ihres Leistungsangebots kritisch reflektieren, um realistische Erwartungshaltungen zu provozieren.“

Die Ausbildungsrichtlinien wird es ja nun endlich geben. Dennoch: Wir können aus dieser Studie für das eigene Arbeiten Denkanstöße ziehen, um Arbeitsweisen und Schwerpunkte immer weiter zu optimieren.

Zielsetzung der Studie

Die Studienleiter, Dr. Silke Wechsung und Prof. Dr. Reinhold Bergler, wollten näheres über Einstellung, Orientierung und Verhaltensweisen von Hundetrainern in der Ausübung ihres Berufes herausfinden. Methodisch war die Untersuchung zweistufig angelegt. Die psychologische Pilotstudie umfasste 15 ausführliche Interviews mit Hundetrainern; daraufhin wurden insgesamt 553 Hundetrainer sowohl anhand von 50 persönlichen standardisierten Interviews als auch parallel dazu online befragt.

Die vier Hundetrainer-Typen

Es kristallisierten sich im Laufe der Studie vier Typen heraus, denen man die teilnehmenden Hundetrainer zuordnen konnte:
Der Hundesportler (21,5%)
Der Pädagoge (14,1%)
Der Teamtrainer (37,1%)
Der Generalist  (27,3%)

Die vier Typen haben sowohl sehr unterschiedliche Ansichten, was die eigene Ausbildung angeht, als auch in Bezug auf den Umgang mit ihren Kunden. Darüberhinaus unterscheiden sie sich in der Herangehensweise an ihren Job: die einen sind Idealisten, die anderen eher bodenständig.

Im Groben lassen sich die Typen laut der Studie wie folgt charakterisieren:
Typ 1: Der Hundesportler:
Er hat sein Wissen vor allem aus praktischer Erfahrung. Dieses Wissen erachtet er bei Hundetrainern als wichtig. Guter Kontakt zum Kunden und soziale Kompetenz findet er dagegen überbewertet. Sein Bild von Hundehaltern ist eher negativ, er sieht auf sie herab. Er trainiert lieber in Gruppen und sehr standardisiert. Ausbildung ist sein Kerngebiet, weniger die Problembeseitigung. Körperliche Bestrafung des Hundes ist für ihn kein Fremdwort. Häufig findet man Typ 1 auch bei der Ausbildung von Schutzhunden. Interessant: Er hat vergleichsweise häufig keine Ausbildung zum Hundetrainer absolviert (34% der Trainer dieses Typs wurden nicht speziell ausgebildet).

Typ 2: Der Pädagoge:
Die wichtigste Eigenschaft eines Hundetrainers ist für den Pädagogen die didaktische Fähigkeit. Wissen muss dem Kunden verständlich und zielgerichtet vermittelt werden. Liebe zum (individuellen) Tier ist dabei nicht unbedingt erforderlich. Seinen Schwerpunkt legt er weniger auf „Erziehung“ als vielmehr darauf, die Kunden darin zu schulen, ihren Hund besser zu verstehen. Auch er wendet körperliche Sanktionen an, wenn er es für nötig erachtet. Gespräche, Einzeltraining und individuelle Vorgehensweise sind ihm wichtig. Interessant: Der Pädagoge ist häufig Akademiker fast die Hälfte der Typ 2-Trainer hat Abitur oder ein Studium absolviert. Er arbeitet überwiegend selbstständig, auch mit Problemhunden und hat ein eher positives Bild von seinen Kunden.

Typ 3: Der Teamtrainer:
Er ist ein Hundeliebhaber, dem Fachkompetenz und ständige Weiterbildung in seinem Beruf wichtig sind. Zugleich ist er Menschenfreund und möchte seine Begeisterung weitergeben. Didaktische Fähigkeiten erachtet auch er als wichtig; der Umgang mit Menschen und Hunden aller Art ist für ihn eine positive Herausforderung. Er möchte das Mensch-Hund-Team fördern. Sein Schwerpunkt liegt eher nicht in der Ausbildung, sondern in der Problembeseitigung und im „Alltagstraining“. Typ 3 betrachtet seine Kunden wohlwollend, er sucht das Gespräch und baut eine Beziehung auf. Körperliche Sanktionen beim Hund vermeidet er und setzt lieber auf positives Verstärken. Der Teamtrainer versucht sorgfältig und individuell vorzugehen. Interessant: Bei Typ 3 ist der Frauenanteil deutlich höher als bei 1 und 2.

Typ 4: Der Generalist
Er arbeitet in allen Bereichen: Sowohl Ausbildung, Wettkampf- und Prüfungstraining (Typ 1) als auch Problembeseitigung und Alltagstraining (Typ 2 und 3). Zu seinen Kunden zählen alle, vom „Anfänger“ bis zum leistungsorientierte Hundesportler – er stellt sich auf unterschiedliche Hundehalter ein und spezialisiert sich nicht. Er möchte allen gerecht werden, will sehr individuell arbeiten, bevorzugt aber Gruppentraining. Körperliche Sanktionen lehnt er eher ab, „Schimpfen“ ist im Einzelfall in Ordnung. Interessant: Auch unter den Generalisten ist der Frauenanteil hoch.

Die Studie macht deutlich:
„Insgesamt fallen die Vielzahl von Widersprüchen zwischen Anspruch und Wirklichkeit und die Heterogenität in der Ausgestaltung des Trainings auf. Untersucht man die Einstellungen, Orientierungen und Verhaltensmuster von Hundetrainern unterschiedlicher Ausbildungsgänge, zeigen sich auch hier zahlreiche Unterschiede, die sich sowohl auf die subjektiven Theorien zur Zielsetzung von Hundetraining als auch die praktische Umsetzung des eigenen Trainings beziehen. Ob die jeweiligen Unterschiede durch die verschiedenen Ausbildungen entstanden oder zumindest verstärkt wurden oder ob sie bereits vor dem Absolvieren der Ausbildung bestanden haben und damit die Selektion des jeweiligen Ausbildungsgangs begründen, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht feststellen. Doch nicht nur zwischen den Ausbildungsgängen, sondern auch innerhalb der Absolventen unterschiedlicher Ausbildungen existieren teilweise deutliche Unterschiede in den Einschätzungen und Verhaltensweisen. So ist ein Verlass darauf, dass eine bestimmte Ausbildungsrichtung immer einen bestimmten Trainertyp und ein festgeschriebenes Trainingskonzept garantiert, nicht möglich.“ (Wechsung & Bergler, 2011)

Die vollständige Studie finden Sie hier.