Die bedeutendsten Hundeforscher im Überblick. Der Hund ist unser treuester Begleiter seit Jahrtausenden. Unser “bester Freund”, Helfer und Seelentröster. Er versteht es wie keine anderes Tier unsere Gestik und Mimik zu deuten und hat sich völlig auf uns Menschen eingestellt. Kein Wunder, dass er uns so fasziniert! Manche sogar so sehr, dass sie sich ihm ganz verschrieben haben, um ihn und seine einzigartige Beziehung zu uns noch besser zu erforschen.
Nicht immer gelangen und gelangten Kynologen (= Hundeforscher) zu den selben Ergebnissen und vieles, was in den Anfängen als bahnbrechende Erkenntnis galt, wurde inzwischen widerlegt. Gemeinsam haben sie jedoch alle die Liebe zum und Faszination für den Hund. Sieben der bedeutendsten Kynologen wollen wir Ihnen in kurzen Portraits vorstellen. 

Hundeforscher

Pioniere der Hundeforschung

Eberhard Trumler – Das Wesen des Hundes

Nicht immer fanden seine Forschungsmethoden die Zustimmung der breiten Öffentlichkeit und auch seine Ergebnisse waren nicht immer angenehm. Aber das ist die Wahrheit ja selten. Dem 1991 verstorbenen österreichischen Verhaltensforscher  ging es nämlich vor allem um das Verständnis des Wesens unsere Hunde und einen artgerechten Umgang mit ihnen in unserer modernen Gesellschaft. Über viele seiner Ansichten und Praktiken lässt sich diskutieren und in einigen Punkten ist man inzwischen auf einem wesentlich neueren Stand. Aber er ist unbestritten der Vorreiter der Kynologie, viele andere haben bei ihm gelernt und mit ihm gearbeitet. Als sein Lebenswerk darf sicherlich die Gründung der Gesellschaft für Haustierforschung e.V., die Trumler-Station, Ende der 1960er Jahre gelten, die auch heute noch das natürlich Verhalten unserer Hunde erforscht. Zu Trumlers seinen bekanntesten Büchern gehört “Mit dem Hund auf Du und Du“.

Hans Räber – Experte in Sachen Hunderassen

Aus der Schweiz stammt der Autor einer der ausführlichsten Enzyklopädien über unsere Hunderassen: Hans Räber (1918 – 2008). Hunde waren sein Leben –  er betätigte sich als Züchter, Schaurichter und Autor vieler Fachartikel und Bücher, um nur einige seiner Engagements in Sachen Hund aufzuzählen. Besonders angetan hatten es ihm die ursprünglichen, bodenständigen Rassen, insbesondere Mittel- und Zwergschnauzer. Wer Grundlegendes über Rassen und deren Entwicklung erfahren möchte, kann getrost noch heute Räbers mehrfach aktualisierte der Enzyklopädie der Rassehunde (Kosmos Verlag) zur Hand nehmen. Übrigens: Obwohl er selbst Züchter war, stand Räber der Entwicklung des Rassehundes zum von übertriebenen Zuchtmerkmalen geplagten Schauobjekt kritisch gegenüber.

Erik Zimen – Vom Wolf zum Hund

Der in Schweden geborene Zoologe legte seinen Schwerpunkt auf die Verhaltensforschung im Hinblick auf die Genetik. Erik Zimen (1941 – 2003) verglich unter anderem Wolfsverhalten mit dem von Hunden, um dem Geheimnis der Domestikation auf die Spur zu kommen. Darüberhinaus setzte er sich für den Wolfsschutz ein. Sein Buch Der Hund kann inzwischen durchaus als Klassiker bezeichnet werden, wenn auch seine Erkenntnisse vor allem dem heutigen Wissensstand nach häufig kritisch betrachtet werden.

Hellmuth Wachtel – Zurück zum gesunden Hund

Weit über die Österreichischen Grenzen hinaus ist der gebürtige Wiener (Jahrgang 1925) als Kynologe bekannt. Ursprünglich studierte Hellmut Wachtel Agrarwissenschaften in Wien. Eines seiner Spezialgebiete sind Zucht und Genetik. So setzt er sich auch unermüdlich mit den Missständen in der Rassehundezucht, Erbkrankheiten und deren Bekämpfung auseinander. Er wünscht sich ein Rückbesinnen auf den gesunden, ursprünglichen Hund, der nicht auf sein Aussehen reduziert wird. Absolut lesenswert sind seine Bücher zum Thema: “Hundezucht 2000” und “Rassehund wohin?” (beide im Kynos Verlag erschienen). Somit ist Dr. Hellmut Wachtel gleich doppelt ein Pionier: Von Anfang an dabei und noch im hohen Alter ein Kämpfer für eine lebenswerte Zukunft unserer Hunde.

Die “moderne” Kynologie

Günther Bloch – Hundeforscher aus Leidenschaft

Aus dem Büro und die Wildnis: Günther Bloch machte ursprünglich eine Ausbildung zum Reisebürokaufmann, doch seine Leidenschaft für Hunde ließ den Kölner einen ganz anderen Weg einschlagen. Mehr und mehr bestimmten die Tiere sein Leben. Ende der 1970er Jahre kaufte er ein 10.000 qm großen Gelände und gründete darauf die Hunde-Farm “Eifel”, deren Konzept aus drei Komponenten besteht: Caniden-Verhaltensforschung, Mensch-Hund-Schulung und Hundepension. Im Austausch mit anderen Fachleuten wie Eberhard Trumler oder Dorit Feddersen-Petersen entwickelte er seine Ideen weiter. Bekannt sind auch seine Vortragsreihen mit dem Zoologen Dr. Udo Gansloßer. Immer stärker konzentrierte sich Bloch aber auch auf die Wölfe, ihre Erforschung in freier Wildbahn und deren Schutz. Gemeinsam mit der  Elli H. Radinger gründete er beispielsweise die “Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V.” oder führte verschiedene Freilandstudien durch. Eines seiner zahlreichen Bücher, “Auge in Auge mit dem Wolf” (Kosmos Verlag) beschreibt seine Beobachtungen freilebender Wölfe in Kanada. Heute lebt Günther Bloch selbst dort – und forscht weiter.

Dorit Urd Feddersen-Petersen – Fachfrau für Verhalten

Die renommierte Tiermedizinerin darf man sicher sowohl als Pionierin, als auch als eine der aktuellen Expertinnen insbesondere für Verhaltenskunde bezeichnen. Sie arbeitet als Dozentin an der Universität Kiel und erforscht unter anderem seit mehr als 25 Jahren das Verhalten von Hunden und verwandten Wildcaniden wie Wölfen oder Goldschakalen. Ihr Umfangreiches Wissen machte sie zu DER Fachfrau in Sachen Hundepsychologie. Ihr gleichnamiges Buch (erschienen 2013 im Kosmos Verlag) ist ein Muss für alle, die den Hund begreifen wollen – als Individuum, in seiner Beziehung zu uns Menschen und letztendlich auch als Tier, das er nunmal ist. Neben der Verhaltenskunde gehört übrigens auch die Tierschutzkunde zu den Fachgebieten von Dr. Feddersen-Petersen.

Kurt Kotrschal – Als Biologe geboren

Kurt Kotrschal ist Professor an der Universität Wien (Department für Verhaltensbiologie), Leiter der “Konrad Lorenz Forschungsstelle” und war – wie viele seiner Kollegen – schon als Kind fasziniert von Tieren aller Art. Neben seinen intensiven Studien zur Intelligenz von Vögeln gilt seine besondere Leidenschaft – natürlich – den Hunden und Wölfen. Er erfüllte sich einen Lebenstraum, als er gemeinsam mit Zsófia Virány und Friederike Range das “Wolf Science Center” gründete, wo er neben seiner Arbeit mit Raben, Gänsen und vielen weiteren Vogelarten seit Mai 2008 “Verhalten und geistige Leistungen von Wölfen und Hunden, sowie deren Beziehung zum Menschen” erforschen kann.

[box title=”Weitere bekannte Namen rund um den Hund:” box_color=”#67789B”]

Wer jetzt noch wissen möchte welche akademischen Abschlüsse der einzelne Hundeforscher erworben hat kann dies in diesem PDF nachlesen: akademische Abschlüsse