Yorkshire Terrier, Bolonka Zwetna, Dackel, Jack Russell Terrier und Co. sind dieser Tage beliebter denn je. Warum auch nicht, sie sind allesamt tolle Hunde – keine Frage – und abgesehen von der Größe mangelte es ihnen an nichts, was einen Caniden ausmacht! Aber gerade das kann zum Problem werden! Denn: Die kleinen und kleinsten unter den Hunden werden häufig unterschätzt. Und das in vielerlei Hinsicht. So werden gerade Zwerghunde oftmals unüberlegt und/oder aus den falschen Motiven heraus angeschafft und wachsen ihren verblüfften Besitzern früher oder später über den Kopf. Wenn auch natürlich nur sprichwörtlich. Dieser Problematik muss man als Hundetrainer mit Fingerspitzengefühl begegnen und die vielen Irrtümern mit guten Argumenten aufklären. Hier einige der häufigsten:
Irrtum 1: Ein kleiner Hund macht wenig Arbeit.
Klein- und Zwerghunde haben im Grunde die gleichen Bedürfnisse wie ihre großen Brüder. Fachleute wissen dies, doch als Hundeneuling begeht so mancher den Fehler, die fehlende Größe eines Hundes mit dem benötigten Pflegeaufwand gleichzusetzen. Nicht selten wird dieser Irrtum von wenig verantwortungslosen Züchtern sogar noch geschürt und beispielsweise damit geworben, der Zwerg sei an das „Katzenklo“ gewöhnt und somit nicht einmal mehr ein Spaziergang nötig. Die Natur des Hundes wird dabei völlig vernachlässigt und dem Käufer ein falsches Bild vermittelt.
Natürlich ist es durchaus richtig, dass kleine Hunde in gewissen Bereichen einfacher zu handhaben sind, dennoch gilt es hier, das Bild gerade zu rücken und dem Hundebesitzer zu zeigen, welche Ansprüche sein Hund wirklich hat.
Irrtum 2: Klein ist klein
Dass es große Unterschiede bei den Klein- und Zwerghunden gibt, ist vielen Menschen nicht bewusst. Hier gilt es zu zeigen, dass es nicht auf die Größe, sondern auf die Geschichte eines Hunde ankommt. Ein Jagdhund wie der Dackel oder der Basset Hound, ein Hüte- und Treibhund wie der Welsh Corgi oder ein Terrier wie der Jack Russell sind große Hunde, Arbeitstiere, in einem kleinen Körper. Ja manchmal nicht einmal das, manchmal haben sie einfach nur kurze Beine!
Die kleinen Begleithunderassen dagegen, wie zu Beispiel die Bichons oder der Bolonka Zwetna, sind schon eher der Typ Hund, der dem Bild des berühmten“Schoßhundes“ entspricht, da er weder als mutiger Jäger noch als selbständiger Hüter, sondern, wenn man so will, eigens als treuer Begleiter gezüchtet wurde.
Wer also einen großen Hund im platzsparenden Format sucht und Action will, der kann Terrier & Co. in Erwägung ziehen. Wer einen ruhigen, eher genügsamen Begleiter möchte, ist tendenziell mit Gesellschafts- und Begleithunden besser beraten.
Irrtum 3: Erziehung muss bei Zwerghunden nicht sein
Diese Fehleinschätzung passiert leicht. Ein einfaches Beispiel veranschaulicht dem Hundehalter, wie es sich wirklich verhält: Wenn sich ein kleiner Hund daneben benimmt wird es schlicht als weniger störend empfunden, als wenn dies ein großer Hund tut. Also wird es auch nicht unterbunden. Häufiges Bellen, Anspringen, Betteln, etc. – niemand toleriert das bei einem Dobermann, beim Yorkie aber wird es übergangen, ja vielleicht sogar noch als lustig oder niedlich empfunden. Und so erschleicht sich der niedliche Kleine, nicht selten als Kindersatz ins Haus geholt, weit mehr Privilegien, als der Große jemals haben wird!
Wenn jemand mit einem solchen winzigen Diktator die fachliche Hilfe sucht, gilt es zunächst, Respekt vor dem Hund zu vermitteln! Denn den haben viele nicht vor ihrem kleinen Schatz, so sehr sie ihn auch lieben! Ein kleiner Hund möchte nicht ausgelacht werden, wenn er knurrt, er möchte ernst genommen werden! Auch das gehört dazu, wenn man sein Tier liebt, das muss der Mensch erkennen.
Darüber hinaus muss mensch lernen, dass der Hund Grenzen und einen angemessenen Platz im Rudel braucht, nicht den Chefsessel! Beide, Hund und Mensch, werden sich dann wohler fühlen. Ein weiteres Argument: Auch dem eigenen Image hilft es, wenn der Hund wohlerzogen ist. Der „kleine Kläffer“ und die „Fußhupe“ waren gestern, wir wollen auf den „Gentleman im Miniformat“ setzen.
Irrtum 4: Die Welt ist groß und böse
Groß ist sie, die Welt. Aber böse nur, wenn man nicht weiß, wie man sich in ihr richtig bewegt. Und das müssen Klein- bzw. Zwerghundebesitzer und ihre Vierbeiner oft erst lernen. Denn weder dürfen sie die Vorsichtigen überbehüten, noch die Unbedarften unnötigen Gefahren aussetzen. Aber das ist für „Laien“ schwierig! Man muss den Hundehalter sensibilisieren und genau instruieren, damit er die wirklichen Schwierigkeiten erkennen und in alltäglichen Situationen richtig reagieren kann. Und man muss ihm die Angst um seinen Liebling nehmen, die ja durchaus nicht unbegründet ist, aber auch nicht überhand nehmen darf. Beispielsweise bei Begegnung mit großen Hunde: Aufmerksam sein, aber ruhig bleiben. Den kleinen Kerl nicht sofort auf den Arm nehmen und damit vielleicht seine Unsicherheit verstärken. Gleichzeitig aber Treffen mit Hunden von ähnlichem Format oder gut bekannten Hunden bevorzugen, um den Umgang mit Artgenossen zu trainieren. Tragetasche oder Arm müssen nicht verpönt sein, in Menschenmengen sind sie für Chihuahua und Kollegen einfach sicherer.
„Kleiner Hund ganz groß: Rassen . Erziehung . Verhalten . Gesundheit“, Müller Rüschlikon; Auflage: 1 (26. September 2013).[/ez_two] [ez_two_last] [/ez_two_last][/box]